Nikolaus 2.0

Geschenke zum Nikolaus

Viele Familien bekommen in diesen Tagen Besuch vom Nikolaus. Diese Tradition geht zurück auf den heiligen Nikolaus, der im vierten Jahrhundert lebte und Bischof von Myra in der heutigen Türkei war. Um seine Person gibt es einige Legenden. Eine besagt, dass er durch ein Getreidewunder Menschen vor dem Hungertod bewahrte. Nikolaus gilt als Patron der Kinder und als Gabenbringer.

Bei Nikolaus denke ich automatisch an Pater Josef, einen Salesianerpater, der in meiner Gemeinschaft in Fulpmes lebt. Der Nikolaustag ist wahrscheinlich sein Lieblingstag im Jahr. Als Nikolaus mit Umhang, Bart, Stab und Mitra und einem großen Sack Süßigkeiten zieht er durch den Ort. Er bringt den Schülerinnen und Schülern der HTL Fulpmes eine Schokolade, hat für die Friseurin ein gutes Wort und beschenkt den Bankdirektor und viele andere. Im vergangenen Jahr hat er es sogar in die Zeitung geschafft, da er als Nikolaus zur Coronateststation ging, um einen Rachenabstrich zu machen.

Der heilige Nikolaus ist uns mit einem wachen Sinn für die Nöte der Menschen überliefert. Er hat die Wirklichkeit in seinem Herzen bedacht und dann das ihm Mögliche getan, um Leben zu fördern und Leid zu lindern. Das ist Zivilcourage: Sehen, beurteilen und handeln! Im Alltag passiert es mir, dass ich mutlos bin, wenn sich gar nichts zum Guten verändert, oder ungeduldig, wenn es zu langsam geht. Dann tröstet mich ein Ausspruch, der in großen Lettern in der East Side Gallery in Berlin steht: „Viele kleine Leute in vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.“ Die Geschwindigkeit einer Veränderung liegt oftmals nicht in meiner Hand. Wichtig ist, dass die Richtung stimmt. Ebenso wichtig ist, andere dafür zu begeistern.

Gerade der Advent ist eine Zeit des Innehaltens: Von welcher Welt träume ich? Wofür und mit wem will ich meine Zeit und meine Talente einsetzen? Pater Josef als Nikolaus personifiziert für mich Güte und Menschenfreundlichkeit: für jeden ein aufbauendes Wort, für jeden eine Aufmerksamkeit. Ein aufbauendes Wort und eine Aufmerksamkeit, das brauchen nicht nur die Kinder, sondern alle Menschen. Menschen wie Nikolaus braucht es nicht nur Anfang Dezember, sondern das ganze Jahr.

(Tiroler Tageszeitung, 4. Dezember 2021)

Geistliche Worte in der Tiroler Tageszeitung im Dezember 2021:

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