Jesus ist die faszinierendste Person, die es gibt!

Jesusikone

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben!
Ich weiß nicht, ob es euch gleich geht wie mir: Porträts über Menschen lese ich gerne in der Zeitung und schaue auch ab und zu eines im Fernsehen oder auf Youtube an. Ein Porträt stellt eine bestimmte Person lebendig vor. Wir erfahren zum Beispiel etwas aus der Lebensgeschichte eines Schistars oder einer erfolgreichen Firmenchefin. Wir hören, was diesen Menschen wichtig ist und wie sie den Alltag verbringen. Wir bekommen ein Gefühl, wie diese Menschen „ticken“.

Die Evangelien geben uns ein Porträt des Jesus von Nazareth, jeder Evangelist aus seiner Perspektive. Heute haben wir einen Abschnitt von Markus gehört, von dem wir in diesem Jahr noch oft hören werden. Wenn ich in den Evangelien lese, hilft mir ein kleiner Trick, den man schon in der Volksschule lernt: Die Tunwörter anschauen! Oder wie man später am Gymnasium sagt: Die Verben analysieren!

In der heutigen Geschichte sind drei Tunwörter Jesu besonders wichtig: Jesus heilt, Jesus betet und Jesus predigt. Darauf möchte ich jetzt näher eingehen:

(1) Jesus heilt: Von Jesus kennen wir viele Heilungsgeschichten. Eine davon ist die Heilung der Schwiegermutter des Petrus: „Er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf“ (Markus 1,31). Ein Bibelinterpret sagt, dass die Frau vielleicht aus Trotz krank war, weil ihr Schwiegersohn Petrus den Fischerberuf aufgegeben hat, die Familie hinter sich lassen und sich diesem Wanderprediger Jesus anschließen will. Wie dem auch sei: Jesus sieht, dass es der Frau nicht gut geht, schenkt ihr seine volle Aufmerksamkeit und wirkt heilend.

Bei vielen Heilungsgeschichten Jesu sehen wir: Jesus schenkt der kranken Person seine volle Aufmerksamkeit. Er schreckt auch nicht vor Kranken zurück, die von der Gesellschaft ausgestoßen waren. Kranke fühlen sich oft einsam, können vieles nicht tun, was sie gerne machen würden, und sind voller Zukunftssorgen. Über einen Besuch und ein offenes Ohr freuen sie sich sehr. Durch die Nähe und die Zeit, die ich einem Kranken schenke, kann ich ermutigen, trösten und aufrichten.

(2) Jesus betet: An vielen Stellen im Evangelium ist davon die Rede, dass Jesus in die Einsamkeit geht, um zu beten. Beten heißt, mich zu befreien von allen Ablenkungen und für einen Moment oder für eine längere Zeit meinen Blick zu Gott zu erheben. Ich schenke Gott meine Zeit, erzähle ihm, was mich gerade beschäftigt oder ruhe in seiner Gegenwart einfach ein wenig aus.

In meinen Gedanken sage ich Gott, was mir auf dem Herzen liegt. Ich danke ihm für das Gute und Schöne, das ich erlebe. Ich bitte ihn um den Beistand in all den Dingen, die mich belasten und bedrücken, ich lege meine Ängste und Sorgen in seine Hand. Das Schwere ist dann nicht mehr so belastend, wenn mir durch das Beten bewusst wird, dass ein anderer meine Lasten mitträgt.

(3) Jesus predigt: Schließlich ist davon die Rede, dass Jesus aufbricht, um auch in den anderen Dörfern das Reich Gottes zu predigen. Viele meinen: Predigen tun nur die, die in der Kirche vorne am Ambo stehen. Doch die stärkste Predigt ist das Leben! Wir alle sind dankbar für Menschen, bei denen Wort und Tat zusammenstimmen. In diesem Sinne ist es unser aller Auftrag als Christen, von der frohen Botschaft der Liebe Gottes zu predigen: durch aufmerksames Zuhören, durch Besuche bei Kranken oder durch kleine gute Taten für andere.

Eingangs habe ich gesagt, dass Porträts uns bestimmte Menschen näherbringen. Zu manchen spüren wir dann eine enge Verbindung, dass wir sagen: „Das ist eine faszinierende Person!“ oder „Wir haben viele Gemeinsamkeiten!“ So lassen wir uns berühren, jemand inspiriert mich und wird mir zum Vorbild.

So ist es auch mit Jesus, der Gott und Mensch ist. Für mich ist er die faszinierendste Person, die es gibt! Es lohnt sich, ihn immer besser kennenzulernen und mit ihm verbunden zu leben – zum Beispiel durch diesen Gottesdienst, oder indem wir wie Jesus leben und heilen, beten und predigen. Amen.

(7.2.2021, Pfarrkirche Neustift im Stubaital, 5. Sonntag im Jahreskreis B, verwendete Stelle aus der Heiligen Schrift: Markus 1,29-39)