Jesu Auftrag, die Apostel und ich

Liebe Schwestern und Brüder in Christus!
„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen,“ heißt ein bekannter Ausspruch. Wir kennen das alle, wenn wir im Sommerurlaub neue Orte besuchen. Etwas Fremdes wird zu etwas Bekanntem, neue Erfahrungen bereichern uns und lassen uns lernen und wachsen.

Im heutigen Evangelium schickt Jesus seine zwölf Apostel auf Reisen. Es ist kein leichter Auftrag, den er ihnen gibt: Sie sollen ganz wenig Ausrüstung mitnehmen. Viele von uns wollen normalerweise alles genau planen und wir nehmen in den Urlaub einen großen Koffer mit, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Jesus schickt die Apostel zu zweit aus. Das ist gut, denn so hat man auf Reisen immer jemand an der Seite und man kann sich gegenseitig helfen.

Was tun dann die Apostel, nachdem sie diesen schwierigen Auftrag bekommen? Drei Dinge sind mir aufgefallen. Um es sich besser merken zu können, habe ich drei Emojis mitgebracht, die wir bei Nachrichten am Handy tagtäglich verwenden:

(1) Losgehen: Wenn ich einen Auftrag bekomme, ist es nicht automatisch so, dass ich gleich losstarte. Manchmal habe ich keine große Lust, oder ich fühle mich nicht bereit dafür, oder die äußeren Umstände wie das Wetter sind schlecht, oder ich habe Angst, oder ich warte auf jemand, der schon Erfahrung damit hat. Es gibt viele Gründe, um nicht mit etwas Neuem zu beginnen. Die Apostel starten los! Vielleicht machen sie es Jesus zuliebe. Ich denke, sie haben bei Jesus eine große Sicherheit gespürt: Es wird gutgehen! Der erste Schritt ist oftmals der schwierigste, doch es ist wichtig, dass wir ihn gehen. Nur wenn ich mich auf den Weg mache, habe ich von einer Reise, bei der immer auch Unbekanntes dabei ist, etwas zu erzählen.

(2) Böses ablehnen: Die Apostel sind also losgegangen. Es heißt danach in der Heiligen Schrift: „Sie trieben viele Dämonen aus.“ (Markus 6,13) Ich formuliere es für unsere Zeit anders: Die Apostel sagen entschieden Nein zu allem Bösen und allem, was dem Leben schadet. Ja, das ist auch heute wichtig! Immer wieder gibt es Dinge, die gegen das Leben gerichtet sind; gegen einzelne Menschen, die als Menschen zweiter Klasse behandelt werden. Jeder Mensch ist „wert-voll“ und da braucht es in der konkreten Situation ein entschiedenes Nein. „Stop“ steht auf diesem Schild. Manchmal haben wir nicht den Mut „Stop“ zu sagen und wir schauen weg, wenn Böses passiert. Wie die Apostel sollen auch wir allen Mut zusammennehmen und in solchen Situationen eingreifen.

(3) Gutes tun: Und noch etwas drittes kommt in der Bibelstelle vor: Die Apostel „salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie“ (Markus 6,13). Dafür habe ich dieses verbundene Herz genommen. Liebe schenken, Liebe empfangen – das macht geglücktes Leben aus. Immer wieder wird das Herz verwundet. Umso wichtiger ist dann ein gutes Wort, ein offenes Ohr, eine Berührung, geschenkte Zeit oder die Nähe eines lieben Menschen. All das tut einfach gut, all das schenkt neuen Lebensmut, all das lässt Wunden heilen.

Ausgehend von der Reise, auf der Jesus seine zwölf Apostel schickt, habe ich drei Aktionen der Apostel herausgegriffen, die auch für uns wichtig sind: (1) Losgehen, (2) Böses ablehnen und (3) Gutes tun.

Hier in Maria Locherboden ist das gleiche Mariahilf-Bild wie im Innsbrucker Dom und viele Menschen pilgern hierher. Ich gehöre zum Orden der Salesianer Don Boscos und unser Gründer, der heilige Don Bosco, hat Maria vor allem als Helferin verehrt. In Turin hat er die wunderbare Basilika „Maria Ausiliatrice“ aus Dank errichten lassen. Maria war für ihn wie eine „himmlische Mama“ und war immer spürbar an seiner Seite. Maria hat ihn im Traum als Neunjähriger ermutigt. Oft hat Don Bosco in seinem unermüdlichen Einsatz für die Jugend wundersame Hilfe erfahren. Am Ende seines Lebens sagte Don Bosco: „Maria hat alles gemacht.“ Maria will auch unsere „himmlische Mama“ sein. Vertrauen wir ihr neu alle unsere Freuden und auch Sorgen an. Amen.

(11.7.2021, Wallfahrtskirche Maria Locherboden, 15. Sonntag im Jahreskreis B, verwendete Stelle aus der Heiligen Schrift: Markus 6,7-13)

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