Magdalena und die Knoten im Leben

Liebe Schwestern und Brüder in Christus!
Schön, dass wir heute bei Sonnenschein bei der Wallfahrtskirche St. Magdalena einen Festgottesdienst am Magdalenatag feiern. In verworrenen Situationen sagen wir: „Ich habe da einen Knoten, der sich hoffentlich bald löst!“ Manchmal stehen wir vor einer scheinbar unlösbaren Aufgabe oder sehen uns in einer schwierigen Beziehung oder kennen den nächsten Schritt nicht. Das ist wie ein Knoten in einem Seil. Es sind eigentlich immer mehrere Knoten, größere und kleinere, die wir im Leben mit uns tragen. Nach einer gewissen Zeit löst sich einer und später kommt ein anderer Knoten hinzu.

Einen solchen Knoten in ihrem Leben hatte sicher auch Maria Magdalena, von deren Begegnung mit Jesus nach dessen Auferstehung wir gerade gehört haben. Jesus war für sie eine einzigartige Person und sie folgte ihm als Jüngerin und war auch unter dem Kreuz bei ihm. Durch Jesu Tod ist für sie eine Welt zusammengebrochen: Warum musste Jesus sterben? Was hat das zu bedeuten, dass er neues Leben nach dem Tod prophezeit hat? Wie geht es jetzt weiter? Im Leben von Maria Magdalena waren in diesem Moment sicherlich große Knoten.

In der Bibelstelle, die wir gerade gehört haben, hat sich Maria Magdalena frühmorgens auf den Weg zum Grab gemacht (vgl. Johannes 20,1). Sie fand nur ein leeres Grab und traf dann einen Mann, von dem sie glaubte, er sei der Gärtner. Als dieser sie mit ihrem Vornamen anspricht, erkennt sie in ihm Jesus, den Auferstandenen (vgl. Johannes 20,16). In diesem Moment hat sich für Maria Magdalena ein großer Knoten im Leben gelöst.

Was ist wichtig, damit Knoten in unserem Leben gelöst werden? Ich möchte dazu drei Dinge mit euch teilen:

(1) Zu Jesus darf ich immer kommen: Jesus hatte ein Herz für alle Menschen, besonders für die, die ausgegrenzt sind, die leiden oder voller Sorgen sind. Das erfahren wir in vielen Geschichten aus der heiligen Schrift. Jesus möchte die Menschen aufrichten und neue Kraft schenken. Er hat ein großes Herz insbesondere für die, die gerade viele Knoten mit sich herumtragen. Zu Jesus dürfen wir immer kommen.

(2) Ein Schritt zurück: Wenn ich einen Knoten auf meiner Lebensschnur habe, mit dem ich sehr ringe, habe ich zwei Möglichkeiten. Ich kann mich auf diesen Knoten fokussieren, sehe nichts anderes mehr und werde immer verzweifelter. Eine andere Möglichkeit ist, einen Schritt zurückzutreten, um einen guten Überblick zu bekommen. Dann sehe ich, dass es neben diesem Knoten auch viel Schönes in meinem Leben gibt. Wenn ich einen Schritt zurücktrete, kommen mir vielleicht schon erste Lösungen, um den vorhandenen Knoten zu entwirren.

Einen Schritt zurück tun wir auch, wenn wir eine Bergtour machen und vom Berg ins Tal schauen. Wir schauen hinunter auf unseren Alltag und auf unser Leben mit allen Freuden und Sorgen. So ein symbolischer Schritt zurück ist oftmals sehr hilfreich, um das größere Ganze zu sehen.

(3) Von Ignatius von Loyola ist ein Ausspruch überliefert, der sinngemäß so geht: Handle so, als ob alles von dir abhängt, und vertraue so auf Gott, als ob alles von Gott abhängt. Beides ist wichtig: Dass ich alles tue, was mir möglich ist, um die Knoten zu entwirren. Ebenso wichtig ist das Vertrauen auf Gottes Gnade, denn manche Knoten lösen sich nach einer gewissen Zeit oder in einem bestimmten Moment einfach auf. Die Offenheit, dass ich Gott Raum gebe, um in meinem Leben zu wirken, ist entscheidend. Es braucht beides: meinen Einsatz und Gottes Gnade.

Wir haben hier eine Schnur mit mehreren Knoten. Im Laufe des Lebens auf Erden lösen sich immer wieder Knoten und zugleich kommen andere dazu. Hier auf Erden hat niemand von uns ein Leben ohne Knoten. Heute im Evangelium begegnet Maria Magdalena Jesus, dem Auferstandenen. Auferstehung bedeutet für mich, dass Gott uns nach dem Tod zu sich holt und alle unsere Knoten löst. Auferstehung heißt für mich leben bei Gott ganz ohne Knoten. Das gibt uns Christen Hoffnung und Zuversicht. Amen.

(22.7.2021, Wallfahrtskirche St. Magdalena im Gschnitztal, Fest der heiligen Maria Magdalena, verwendete Stelle aus der Heiligen Schrift: Johannes 20, 1-2.11-18)