„Heiligkeit kommt nie aus der Mode“

Kardinal Angelo Amato sprach am 13. November 2011 im Namen der Kirche Carl Lampert in Dornbirn selig. Peter Rinderer sprach mit ihm über Heiligkeit.

Warum werden auch heute noch Männer und Frauen heiliggesprochen?
Die Heiligkeit ist die Auslegung des Evangeliums in verschiedenen Kulturen der Welt, in denen die Kirche präsent ist. Die Heiligkeit wird vom Volk Gottes immer geschätzt, weil man nicht nur Worte, sondern Vorbilder sieht. Heilige sind Personen, verwirklichte Existenzen nach den Seligpreisungen des Evangeliums. Darum wird die Heiligkeit nie aus der Mode kommen.

Was bedeutet es ein Heiliger zu sein?
Heilig zu sein bedeutet, die christlichen Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe in heroischer Weise zu leben. Dazu gehören auch ethische Tugenden wie die Demut, Besonnenheit, Stärke, Mäßigkeit, Barmherzigkeit, Einsicht und Vergebung. Der Heilige ist mit diesen Tugenden versehen, die so wichtig sind, um die menschliche Gesellschaft menschlicher zu machen.

Haben Sie einen Lieblingsheiligen? Wer und Warum?
Ein Lieblingsheiliger ist für mich Don Bosco. Don Bosco, weil er eine Person mit einem großen Glauben war. Er hatte eine große Liebe zu Gott, zur Dreifaltigkeit, zu Jesus Christus, zur Eucharistie, zur Kirche, zu den Heiligen. Dann aber besonders, weil Don Bosco auch ein anderes Gesicht hatte. Das zur Gesellschaft gerichtete Gesicht; zu den Jugendlichen, denen er half, zu den Bedürftigen, die seine Hilfe und sein Charisma brauchten. In diesem Fall ist es das Charisma der Erziehung der Jugend. In Turin, einer vorindustriellen Stadt des 19. Jahrhunderts, war Don Bosco derjenige, der die Jugendlichen begleitete, beschützte und sich um sie kümmerte. Er machte auch die ersten Arbeitsverträge zum Schutz der Jugendlichen und ihrer Rechte. Don Bosco ist für mich ein Heiliger auf gleicher Ebene wie der Heilige Benedikt und viele andere.

(Das Interview erschien im Don Bosco Magazin 1/2012)