Liebe Schulgemeinschaft!
Leben heißt unterwegs zu sein. Am letzten Schultag können wir sagen: Wir haben ein Etappenziel erreicht! Wenn ich eine Wegstrecke des Lebens geschafft habe, dann lohnt es sich zurückzuschauen: Was habe ich alles erlebt? Was war besonders schön? Was beschäftigt mich weiterhin? Welche Spuren habe ich im vergangenen Schuljahr hinterlassen? Sichtbare Spuren sind gute Leistungen oder ein gelungenes Projekt; ebenso gibt es unsichtbare Spuren im Herzen anderer Menschen, in Freundschaften, in persönlichen Lernerfahrungen, im Einsatz für die Mitmenschen.
Ich habe mir ein kleines Rätsel für euch alle überlegt und die 2A-Klasse wird mir helfen. Schauen wir auf unseren Alltag! Was passiert da alles? Auf Schularbeiten lernen, Zeit mit Freunden verbringen, ein gutes Buch lesen, sporteln, ein Musikinstrument spielen, meinen Lieblings-Youtuber oder eine Netflix-Serie anschauen oder mit der Familie einen Ausflug unternehmen.
Auf dem Weg durch das Leben kommen immer wieder Entscheidungen auf mich zu. Bildlich gesprochen stehe ich vor einer Weggabelung und frage mich: Soll ich geradeaus, nach links oder nach rechts gehen? Wie soll ich mich entscheiden? In solchen Momenten der Unsicherheit oder bei offenen Konflikten und Streitigkeiten erscheint im Leben alles konfus und verdreht. Ungefähr so:
Es gibt viele Fragezeichen in meinem Leben. Ich weiß nicht, wie die verschiedenen Dinge zusammenhängen. Ich bin unsicher, welchen nächsten Schritt ich wählen soll.
Wichtig ist: Niemand geht allein durchs Leben! Einen besonderen Wert haben Freundinnen und Freunde, die mir beistehen, egal ob ich gerade vor Glück Luftsprünge mache oder wegen irgendetwas traurig bin. Sie sind Vertrauenspersonen. Lehrerinnen und Lehrer, Geschwister und Eltern können auch solche Vertrauenspersonen sein. Das Gespräch mit diesen lieben Menschen tut gut und schenkt neue Klarheit.
Ebenso wichtig sind Zeiten der Ruhe und des Nachdenkens, wofür auch die Sommerferien gut geeignet sind. Da kann ich zurückschauen auf das Erlebte und mich zugleich fragen: Welche Spuren möchte ich in dieser Welt hinterlassen? Spuren des Streits, der Gleichgültigkeit und des Egoismus? Oder doch lieber Spuren des Miteinanders, der Freundlichkeit und der Liebenswürdigkeit?
Allein fühle ich mich im Leben immer wieder überfordert. Wenn mir Vertrauenspersonen beistehen und ich mir Zeit nehme um meine Gedanken zu sortieren, dann schaut es gleich viel besser aus. Diese neue Klarheit kann dann in unserem Beispiel so ausschauen:
Im Evangelium haben wir gehört, dass das Wichtigste ist, Gott und den Nächsten zu lieben. Zu meinen Schülerinnen und Schülern im Religionsunterricht habe ich gesagt, dass es nicht nur ein Doppelgebot, sondern sogar ein Dreifachgebot ist: Gott lieben, den Nächsten lieben und mich selber lieben (vgl. Matthäus 22,39). Ja, mich selber annehmen, so wie ich bin, mit meinen Stärken und Schwächen. Jeder von uns ist aufgerufen, auf die je eigene Weise Spuren des Miteinanders und des Friedens in dieser Welt zu hinterlassen!
Mittlerweile haben sicher alle herausgefunden, welche Botschaft die 2A-Klasse für uns hat:
Richtig, „Gott mit uns“! Ich habe davon gesprochen, dass Vertrauenspersonen wichtig sind und dass jeder von uns aufgerufen ist Spuren der Liebe zu hinterlassen! Zugleich dürfen wir uns immer sicher sein, dass Gott uns auf dem Weg durchs Leben begleitet und beschützt.
Moses hat beim brennenden Dornbusch diese Erfahrung gemacht. Mose durchlebte schwierige Zeiten und hat gerade von Gott einen riesengroßen Auftrag bekommen, und zwar das Volk Israel aus Ägypten zu befreien. Gott sagt zu ihm: Ich bin der „Ich-bin-da“ (vgl. Exodus 3,14). Wir dürfen so wie Mose immer darauf vertrauen: Gott ist mit uns! Gott begleitet uns!
Ich schließe mit einem Wunsch für uns alle: Ich wünsche allen erholsame und tolle Ferien, Zeit mit lieben Menschen, die dich stützen und die dir gut tun. Ich wünsche dir Zeit um darüber nachzudenken, welche Spuren du in dieser Welt hinterlassen willst. Ich wünsche uns allen eine „gute Zeit“!
(Schulschlussmesse am 28. Juni 2019, AHS Wien-Kenyongasse, verwendete Stellen aus der Heiligen Schrift: Exodus 3,13-15 und Matthäus 22,35-40)