Liebe Jugendliche! Liebe versammelte Gemeinde!
Hier vorne am Altar seht ihr ein großes, weißes Tuch. In der Mitte steht „Ich habe dich beim Namen gerufen“ (Jesaja 43,1) und rundherum sind alle unsere Vornamen. In manchen Situationen freuen wir uns, wenn mein Name genannt wird, in anderen weniger. Unangenehm ist es manchmal in der Schule, wenn die Lehrperson sagt: „Nina, wiederhole, was wir in der letzten Stunde gemacht haben!“ oder „Jakob, rechne uns bitte das Mathebeispiel vor!“ Peinlich ist, wenn ich am Flughafen vor dem Abflug namentlich aufgerufen werde: „Letzter Aufruf: Hannah bitte zu Gate 13A kommen!“ In anderen Situationen freue ich mich hingegen, wenn ich mit meinem Namen angesprochen werde. Ein Beispiel ist, wenn ich einen Anruf bekomme: „Julian, ich gebe dir die Zusage für den Praktikumsplatz!“. Ebenso freue ich mich über eine persönliche Einladung zu einer Geburtstagsparty: „Marina, herzliche Einladung zur Party am Samstag!“
„Ich habe dich beim Namen gerufen“ ist in der Kirche bei der Taufe und der Firmung eine zentrale Zusage. Bei der Firmung wird jeder einzeln mit Namen aufgerufen, tritt dann nach vorne und empfängt das Sakrament der Firmung. Dieses Gerufensein drückt den Wert jedes einzelnen Menschen aus. Zwei Aussagen erscheinen mir bedeutsam:
(1) „Du bist wertvoll!“: Es tut uns allen gut, wenn wir diesen Satz oft hören wie „Simon, du bist wertvoll!“. Gott sagt das zu jedem von uns, besonders deutlich im Jesaja-Text, den wir soeben gehört haben. Dort hat es geheißen: „Fürchte dich nicht“ (Jesaja 43,1), „Ich bin dein Retter“ (Jesaja 43,3), „Ich liebe dich“ (Jesaja 43,4) und „Ich bin mit dir“ (Jesaja 43,5a). Viele von euch kennen das sicher, dass es auch Phasen gibt, in denen ich den eigenen Wert nicht sehe und mutlos bin.
Ich erinnere mich an eine Phase in meiner Jugendzeit, in der ich mich stark mit meinem älteren Bruder und anderen verglichen habe und mich das traurig gemacht hat: Er kann das besser oder sie ist beliebter. Der Vergleich mit anderen ist ungesund. Lasst uns die Menschen um uns herum oft spüren lassen: Du bist wertvoll! Das tut auch dir und mir gut.
(2) „Du bist wichtig für die Gemeinschaft!“: Im Freundeskreis merken wir: Der eine kann das gut, die andere Person hat andere Stärken. Wenn man das zusammenlegt, ist viel mehr möglich als allein. Ebenso wichtig wie „Du bist wertvoll!“ ist die Aussage „Du bist wichtig für die Gemeinschaft!“ Auch hier könnten wir jeden unserer Vornamen einsetzen, also beispielsweise „Stefanie, du bist wichtig für die Gemeinschaft!“
In der Bibelstelle hat sich Zachäus durch sein Verhalten selber aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Er war egoistisch und unfair zu seinen Mitmenschen und hat dann darunter gelitten, dass er ausgegrenzt und allein war. Jesus ruft ihn beim Namen und besucht ihn zuhause. Nach dieser Begegnung verändert Zachäus sein Leben und möchte wieder Teil der Gemeinschaft sein. Er macht eine große Spende von seinem Vermögen und will alles wiedergutmachen, wenn er jemand finanziell geschadet hat. So kommt Zachäus wieder zurück in die Gemeinschaft.
Nach einem Tiefpunkt und wenig Selbstvertrauen in meiner Jugendzeit hat sich bald vieles verändert. Mein Bruder und ich haben herausgefunden, dass wir uns mit den unterschiedlichen Fähigkeiten gut ergänzen und konnten uns darüber freuen. Also nicht Konkurrenz, sondern gemeinsames Tun!
Auf dem Altartuch für den heutigen Gottesdienst steht der Ausspruch Gottes „Ich habe dich beim Namen gerufen“ und alle unsere Vornamen. Lasst uns nie vergessen, dass diese zwei Sätze für uns alle gelten: „Du bist wertvoll!“ und „Du bist wichtig für die Gemeinschaft!“ Amen.
(16.2.2022, Pfarrkirche Aschau im Zillertal, Jugendgottesdienst, verwendete Stellen aus der Heiligen Schrift: Jesaja 43,1-5a, Lukas 19,1-10)