Liebe Festgemeinde!
Das Lied „Gott zur Ehr“ ist von „Tschentig“ speziell für den heutigen Tag komponiert und getextet worden und mir gefällt es sehr gut. Darum möchte ich den Text dieses Liedes in den Mittelpunkt meiner Predigt stellen.
Erntedank ist ein wunderbares Fest, weil wir Danke sagen für die Früchte dieser Erntesaison, aber auch für alles, was uns im Leben geschenkt ist, denn so vieles ist Geschenk: Die Familie, in die wir hineingeboren sind, der Ort, wo wir aufwachsen dürfen, die Bildungsmöglichkeiten, die wir haben, das friedvolle Land, in dem wir leben dürfen, die Freundinnen und Freunde, die mit uns durchs Leben gehen. Genau davon spricht auch das Lied: „Mir danken für inser Dahoam, für inser Freindschaft, für die Tradition“.
Ich lade euch ein, zu überlegen: Wofür bin ich dankbar? Besonders in diesem Jahr 2022? Welchen Menschen möchte ich ganz bewusst ein Danke sagen?
Wir kennen alle in unserem Leben Aufs und Abs, hell und dunkel, Freude und Trauer. In alledem ist die Frage, wie ich auf das Leben schaue: In einer Haltung des Mangels und des Jammerns: „Das und das fehlt mir!“ oder in einer Haltung der Dankbarkeit: „So vieles ist mir geschenkt!“ Jetzt zum Erntedank steht der Dank im Mittelpunkt.
Eine Frage beschäftigt uns sicherlich alle: Wohin bewegt sich die Welt? Und im Kleineren fragen wir uns: Was verändert sich in unserem Land, in unseren Dörfern, in unseren Familien, Freundeskreisen und Vereinen? Und ganz persönlich stellen wir uns die Frage: Welche Ziele setze ich mir? Was ist meine Vision für das Leben?
Im Lied „Gott zur Ehr“ sind drei Bitten an Gott formuliert, die zugleich auch Visionen für die Zukunft sind: (1) eine gesunde Natur, also ein lebenswertes Umfeld, (2) eine tragfähige Gemeinschaft und (3) Frieden.
Wir alle kennen die Abläufe in der Landwirtschaft und wissen, dass es einen riesigen Einsatz braucht, bis die Ernte da ist. Einen riesigen Einsatz von uns allen braucht es auch für eine gesunde Natur, eine tragfähige Gemeinschaft und einen echten Frieden. Wenn wir gemeinsame Träume und Visionen haben, ist viel mehr möglich, als wenn wir uns alleine „abstrampeln“.
Zugleich merken wir auch, dass wir in bestimmten Bereichen nicht weiterkommen, eine scheinbar unüberwindbare Mauer ist da. Doch dann öffnen sich manchmal neue Türen und wir überwinden solche Mauern – ohne mein Zutun, einfach geschenkt. So wie es im Lied „Gott zur Ehr“ geheißen hat, vertrauen wir darauf, dass Gott bei uns ist, uns beschützt und uns neue, gute Wege eröffnet.
Ein berühmter Ausspruch des heiligen Don Bosco ist: „Tu, was du kannst, und Gott macht den Rest!“ Ich finde das eine sehr weise und richtige Aussage. Ja, es braucht den 100%-igen Einsatz und die Talente von uns allen und es braucht das gemeinsame Gehen in Richtung unserer Visionen – ein lebenswertes Umfeld, eine tragfähige Gemeinschaft und Frieden – und zugleich vertrauen wir auf die Hilfe und den Beistand Gottes!
Das unterstreichen auch die heutigen Bibelstellen: Gott will unser aller Glück. „Er will, dass alle Menschen gerettet werden“ (1. Timotheusbrief 2,4), hat es im Brief an Timotheus geheißen. Und im Evangelium fordert Jesus, nicht nur „gscheid“ zu reden, sondern zu tun und anzupacken: „Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen“ (Lukas 16,10).
Ich wünsche uns allen, dass wir immer mehr zu Menschen mit einem dankbaren Herzen werden. Und ich wünsche uns, dass wir uns mit einem klaren Blick einsetzen für Zukunftsthemen wie ein lebenswertes Umfeld für alle, eine tragfähige Gemeinschaft mit allen und Frieden für alle – und immer auf Gottes Hilfe vertrauen. Amen.
(18.9.2022, Feldmesse beim Bezirkserntedank in Neustift im Stubaital, verwendete Stellen aus der Heiligen Schrift: 1. Timotheusbrief 2,1–8 und Lukas 16,10–13, Fotocredit: Fitsch)
Lied „Gott zur Ehr“ (von Tschentig):
Mir danken
Für inser Dahoam
Für die Dörfer
Wo mir alle sein groaß woan
Für inser Freindschaft
Für die Tradition in inserm Land
Denn des alles kimmt aus Gottes Hand
Gott zur Ehr
Mir beten heit mitnand
Für den Friedn und inser Hoamatland
Für die Leit, für alles wos ins gschenkt
Gott zur Ehr, der insre Wege lenkt
Mir bitten
Für inser weiters Leben
Dass de Gemeinschaft von ins allen bleibt bestehn
Für die Natur
Für Pflanze und Tier
Dass sie behütesch
Wir preisen dich dafür