Weltjugendtag als Motor des Friedens

Kolumbien, Osttimor, Italien, Kongo und Indien – mit Menschen aus diesen Ländern habe ich beim Weltjugendtag in Lissabon Gespräche geführt. Mit einer Gruppe von 48 Tiroler Jugendlichen und jungen Erwachsenen war ich vor kurzem in Portugals Hauptstadt. Beim Gottesdienst mit Papst Franziskus waren nach offiziellen Angaben rund 1,5 Millionen Menschen dabei.

Was haben wir in Portugal erlebt? Unsere Gruppe verbrachte zuerst drei Tage in Porto und lernte Land und Leute kennen. In der gastgebenden Pfarrgemeinde erlebten wir und die Gäste aus Brasilien und Polen eine große Herzlichkeit. Untergebracht waren wir in Klassenräumen mit Schlafsack und Isomatte.

Danach fuhren wir weiter nach Lissabon zum großen Weltjugendtreffen, zu dem Menschen aus über 180 Nationen gekommen waren. Rein äußerlich wurde bei diesem katholischen Jugendtreffen durch die verschiedenen Flaggen, Hautfarben und Sprachen eine große Vielfalt deutlich. Trotz aller Unterschiedlichkeiten waren diese Tage geprägt von Fröhlichkeit, Gemeinschaft und Rücksichtnahme. Es wurden Mitbringsel ausgetauscht, gemeinsam gelacht und miteinander gebetet. Es herrschte eine einzigartige, positive und friedliche Stimmung.

Einheit in Vielfalt war beim Weltjugendtag in Lissabon spürbar. Frieden ist nicht dann, wenn alle uniform gleich denken und handeln. Das Leben und die Menschen sind bunt und vielfältig. Friede ist, wenn Vielfalt als Reichtum und Stärke gesehen wird und wenn Menschen sich von Herz zu Herz begegnen. Dafür braucht es ein echtes Interesse an der Person mir gegenüber, an ihrer Biografie und ihren Sichtweisen.

Beeindruckt haben mich nicht die lauten Schlachtrufe, sondern dass so viele junge Menschen gemeinsam in Stille beten können. Beim Abendgebet am Samstag war es für mehrere Minuten komplett still. Der dänische Philosoph Søren Kierkegaard hat einmal gesagt: „Das Gebet verändert nicht Gott, sondern es verändert den Betenden.“ Gebet schenkt Freiheit, Freude und Frieden. Das gemeinsame Beten mit Hunderttausenden wird mir immer in Erinnerung bleiben. In Lissabon war die ganze Welt vertreten und hat ein starkes Zeichen für Einheit in Vielfalt und damit für den Frieden gegeben.

(Tiroler Tageszeitung, 12. August 2023, Fotocredit: lisboa2023.org)

Geistliche Worte in der Tiroler Tageszeitung im August 2023:
5. August: Wenn Himmel und Erde sich berühren
12. August: Weltjugendtag als Motor des Friedens
19. August: Über die Natur staunen
26. August: Wer ist Jesus für mich?