Über die Natur staunen

Panorama vom Habicht

In der Sommerzeit entdecken viele Menschen neue Naturschönheiten in der näheren und ferneren Umgebung. An zwei Naturmomente der vergangenen Wochen erinnere ich mich gerne. Mit dem Rennrad umrundete ich in knapp 200 Kilometern den Bodensee. Es an einem Tag zu schaffen, war für mich eine sportliche Herausforderung. Ein zweites Highlight war eine Bergtour auf den Habicht (3277m). Freunde aus Wien wollten erstmals einen 3000er schaffen und so gingen wir am ersten Tag auf die Innsbrucker Hütte, verbrachten dort einen geselligen Abend und bestiegen am Folgetag den Habicht. Am Gipfel wurden wird mit einer einzigartigen Rundumsicht belohnt.

Bewegung in der Natur wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus. Serotonin schenkt ein Gefühl von innerer Zufriedenheit und der Wert des Stresshormons Cortisol wird gesenkt. Durch Adrenalin gewöhnt sich der Körper an die Belastung und Dopamin macht wacher und fördert Höchstleistungen. Wenn ich mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs bin, versuche ich so viel wie möglich in der Natur zu entdecken. Mir wird dabei bewusst, dass ich immer wieder Neues wahrnehme, auch wenn ich einen Weg zum wiederholten Mal zurücklege.

Für mich hat die Natur auch eine transzendente Dimension, die über das direkt Wahrnehmbare hinausreicht. Bischof Reinhold Stecher (1921-2013) hat einmal geschrieben: „Am Gipfel, wo die Welt zu Ende geht und wo über uns nur mehr der weite Himmel steht und die Wolken ziehen, wächst aus dem Blick in die Tiefe und Weite die Frage nach dem Sinn des Ganzen.“ Menschen aller Zeiten und Religionen haben die Urkraft von Natur und Welt mit Gott gedeutet. Für mich ist die Natur ein Ort der Gottesbegegnung und Gott der Schöpfer allen Lebens. In der Natur erkenne ich etwas von Gottes Größe und Schönheit.

So wenig wie jemand in der technisierten Welt von heute einen Beweis gegen Gott als Schöpfer allen Lebens liefern kann, so wenig gibt es einen Beweis dafür, dem alle zustimmen können. Es bleibt das Staunen. Staunen bedeutet für mich Offenheit und Weite. Wenn ich staunen kann, lasse ich mich im Leben auch von Neuem überraschen. Behalten wir uns das Staunen: über die Natur, die Liebe, die Freundschaft und auch Gott.

(Tiroler Tageszeitung, 19. August 2023)

Geistliche Worte in der Tiroler Tageszeitung im August 2023:
5. August: Wenn Himmel und Erde sich berühren
12. August: Weltjugendtag als Motor des Friedens
19. August: Über die Natur staunen
26. August: Wer ist Jesus für mich?

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