Wenn Himmel und Erde sich berühren

Sonnenaufgang Serles 2023

Manchmal geht uns ein bestimmtes Lied nicht aus dem Kopf. So ein Ohrwurm war für mich zuletzt das Kirchenlied „Da berühren sich Himmel und Erde“. Vom Himmel haben die Menschen aller Zeiten die utopische Vorstellung des immerwährenden Friedens. Wenn wir auf Erden Streit, Gewalt und Krieg erleben, dann sehnen wir uns geradezu nach himmlischen Momenten des Friedens.

Welche Wege zum Frieden gibt es? In den Strophen dieses Liedes gibt es dafür drei Vorschläge. Der erste ist „Wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen“, und meint also Gemeinwohl; der zweite „Wo Menschen sich verschenken, die Liebe bedenken“, also Hingabe; und der dritte „Wo Menschen sich verbünden, den Hass überwinden“, also Kooperation. Wenn wir diese Verbundenheit zwischen Menschen erleben, dann ist ein Stück Himmel auf Erden spürbar, ein bisschen immerwährender Friede.

In den Evangelien war am Berg Tabor ein Moment, in dem sich Himmel und Erde berührten. Jesus nahm die Jünger Petrus, Jakobus und Johannes mit auf den Berg. Jesus „wurde vor ihnen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie das Licht.“ (Matthäus 17,2) Eine Stimme vom Himmel sprach: „Auf ihn sollt ihr hören.“ (Matthäus 17,5) Die drei Jünger hatten eine besondere Erfahrung des Friedens und der Verbundenheit. Am liebsten hätten sie diesen Moment festgehalten.

Vor kurzem war ich am Berg Tabor während einer Pilgerreise im Heiligen Land. Mir ist neu bewusst geworden, wie wichtig einzelne Orte als Oasen des Friedens und besondere Zeiten als Unterbrechungen vom Trott des Alltags sind. Diese Kraftorte und Ruheplätze sind ganz individuell. Wertvoll sind Zeiten, die wir uns selber schenken. Das kann ein kurzes Innehalten sein, bevor ich einen Raum betrete und jemanden treffe. Vielleicht ist es eine längere „Quality time“ bei einem Spaziergang oder einer Bergtour. Oder ich trete in der Sommerhitze in eine kühle Kirche ein und zünde ein Kerzlein an.

Vom immerwährenden Frieden sind wir Menschen weit entfernt, doch an bestimmten Orten und zu bestimmten Zeiten dürfen wir Frieden spüren. Der Ohrwurm bleibt, und auch die Sehnsucht nach Frieden: „Da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns.“

(Tiroler Tageszeitung, 5. August 2023)

Geistliche Worte in der Tiroler Tageszeitung im August 2023:
5. August: Wenn Himmel und Erde sich berühren
12. August: Weltjugendtag als Motor des Friedens
19. August: Über die Natur staunen
26. August: Wer ist Jesus für mich?

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