Mit der Jugend – für die Jugend!

Den 200. Geburtstag des heiligen Johannes Bosco feierten 5.000 Jugendliche, Salesianer und Don  Bosco Schwestern aus der ganzen Welt am Geburtsort des Jugendheiligen. Die Woche der Begegnung stand unter dem Thema „Wie Don Bosco: Mit der Jugend und für die Jugend“.

10. August

4.30 Uhr vor dem Wiener Don Bosco Haus. „Das Abenteuer beginnt“, ruft Pater Rudolf Osanger den Versammelten zu. Der Busfahrer verstaut die Koffer und Isomatten im Kofferraum, die Mitreisenden zwischen 16 und 28 Jahren suchen sich die besten Plätze im Bus. Grund der Reise ist eine Geburtstagsparty. 5.000 Jugendliche aus der ganzen Welt feiern den 200. Geburtstag Don Boscos. Kurz nach der Abfahrt spricht Pater Rudolf ein Reisegebet und verspricht: „Die ganze Welt wird in Turin versammelt sein.“ 14 Stunden später trifft die 65-köpfige Reisegruppe aus Österreich in Turin ein und bezieht im Ausbildungszentrum „Rebaudengo“ der Salesianer Quartier.

11. August

Singen, Klatschen und Tanzen: Reges Treiben herrscht vor Turins größter Sporthalle „Pala Ruffini“ und eine Freudenstimmung liegt in der Luft. Südkorea, Argentinien, Syrien und 50 Länder mehr: Verschiedenste Flaggen zeigen die Herkunft aus allen Kontinenten. Die jungen Österreicher sind sofort hineingenommen in dieses fröhliche und friedliche Miteinander. Selfies werden geschossen und Armbänder ausgetauscht. Der 17-jährige David erzählt: „Ich habe mit Leuten aus Gabun auf Französisch gesprochen und mit Ungarn um Mitternacht getanzt. Überall ist große Lebensfreude.“

12. August

Der Vormittag beginnt mit Gruppentänzen in der Sporthalle, der spanische Song „Bienvenido San Juan Bosco“ ist der Hit der Woche. Dann schütten Jugendliche graue und schwarze Farben über eine Säule, die für Not und Leid stehen. Doch es kommen bunte Farben dazu: Glaube, Gemeinschaft und Engagement für andere bringen Licht in die Dunkelheit. Interviewpartnerin ist an diesem Tag Madre Yvonne Reungoat, Generaloberin der Don Bosco Schwestern: „Verändert mit euren großen Träumen die Welt. Für euch Jugendliche gibt es keine Grenzen. Die Welt ist eure und
ihr seid von Christus.“ Ein großer Moment ist für viele Jugendliche, als sie am Nachmittag die von Don Bosco erbaute Mariahilf-Basilika besuchen und an seinem Grab beten. Am Abend verwandelt sich der Park um das Veranstaltungsgelände in einen riesigen Marktplatz. Jedes Land präsentiert Landestypisches. Die Österreicher bringen mit Dirndl, Lederhose und Mannerschnitten ein bisschen Rot-Weiß-Rot in die Welt.

13. August

Jugendliche interviewen Don Ángel Fernández, Generaloberer der Salesianer Don Boscos: „Wenn es um das Leben geht, müsst ihr gegen den Strom schwimmen.“ Die 23-jährige Carina hat in der Mittagspause ihre Ukulele dabei und findet weitere Musiker. Mit einem Amerikaner und einer Kanadierin spielt sie „Let it be“. Carina ist begeistert von der Woche: „Es ist hier wie eine Tankstelle. Ich nehme Kraft, Motivation und Begeisterung mit.“ Am Nachmittag sind die Jugendlichen quer durch Turin unterwegs und erkunden die Stadt. Die Österreicher
lernen Spiel und Spaß als wichtiges pädagogisches Element bei Don Bosco kennen. Im Oratorium
„San Luigi“ spielen sie mit Flüchtlingen aus Ägypten und Gabun Fußball.

14. August

Versöhnung ist das Hauptthema am Freitag. Konkret wird das Thema durch die Erzählungen
von Don Munir El Rai aus Syrien: „Versöhnung ist möglich, aber sehr schwer.“ Die Salesianer haben entschieden, trotz des Krieges in Syrien zu bleiben. Bibelworte wie „Liebe deine Feinde“ bekommen in einem solchen Kontext eine andere, existentielle Bedeutung. Don Munir: „Ja, diese Worte sind verrückt. Nur mit der Hilfe Gottes können wir sie leben.“ Es gelte die „Sprache der Liebe“ zu lernen. Stille kehrt ein, als alle zu einer persönlichen Reflexion und zur Beichte eingeladen werden.

15. August

Der vorletzte Tag des Jugendtreffens hat angefangen. In Castelnuovo beginnen alle einen acht Kilometer langen Pilgerweg zu Don Boscos Geburtsort. Die Wolken werden immer dunkler und kurze Zeit später regnet es in Strömen. Trotz Regenschutz kommen alle durchnässt am Colle Don Bosco an. Die 17-jährige Valentina nimmt es locker: „Wir hatten trotzdem viel Spaß. Ich habe gespürt, dass Gott für mich da ist.“ Aufgrund des Regens wird das Nachtquartier kurzfristig ins Gebäudeinnere verlegt und die Abendveranstaltung abgesagt. Isomatten und Schlafsäcke liegen in jedem freien Winkel des Hauses. Sogar die Kirche wird kurzerhand zum Schlafsaal umfunktioniert.

16. August

Trotz der Programmänderungen und der widrigen Umstände lassen es sich die Jugendlichen nicht nehmen, um Mitternacht Don Bosco an seinem Geburtstag mit Liedern und Tänzen zu feiern. Kein Feuerwerk, sondern hunderte, bunte Plastikbälle fliegen durch die Luft. Wieder bei Sonnenschein beginnt am Morgen der Festgottesdienst zum 200. Geburtstag Don Boscos. „Danke Don Bosco“, sagt Don Ángel im Namen aller. Er segnet ein großes Holzkreuz, das die Jugendlichen nun zu internationalen Treffen mitnehmen werden, vielleicht auch einmal in Österreich. Für den Generaloberen ist das Jubiläum ein Moment der Dankbarkeit und gleichzeitig Auftrag, seinen Geist weiterzutragen: „Viva Jesus. Viva Don Bosco.“

(Erschienen im Don Bosco Magazin Österreich 5/2015, Foto: Andrea Cherchi)