Liebe Schwestern und Brüder im Glauben!
Papst Franziskus hat einmal in einer Predigt gesagt, die wichtigsten Worte sind „Bitte“, „Danke“ und „Entschuldigung“. Es sind kleine Worte, die aber entscheidend im alltäglichen Miteinander in der Familie, im Beruf oder in der Gemeinde sind.
Im Evangelium haben wir von Jesus gehört: „Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.“ (Joh 13,34) Und dann hat Jesus noch gesagt, dass die Jüngerinnen und Jünger Jesu, also wir Christen, an der Liebe erkennbar sein sollen. Wahrlich keine leichte Aufgabe!
„Bitte“, „Danke“ und „Entschuldigung“ sind die Zauberwörter, damit ein liebevoller Umgang miteinander möglich ist und auch wächst. Heute Nachmittag steht der Dank im Mittelpunkt. Der Dank für das Geschenk des Glaubens, der Dank für das Geschenk der Priesterweihe, der Dank für dieses gelungene, gemeinsame, große, fröhliche Fest des Glaubens.
So vieles im Leben ist ein Geschenk: Die Familie, in die wir hineingeboren sind; der Ort, wo wir aufwachsen dürfen; die Bildungsmöglichkeiten, die wir haben; die Freundinnen und Freunde, die mit uns durchs Leben gehen.
Viel zu leicht passiert es, dass wir etwas als selbstverständlich annehmen und vergessen, dass es ein Geschenk ist. Ganz deutlich war das für mich zum Beispiel, als ich nach einem Jahr in Mexiko wieder nach Hause zurückgekommen bin. Ein guter Schluck Leitungswasser war ein Traum, nachdem wir dort das ganze Jahr über viel schlechteres Wasser trinken mussten.
Ich denke, wenn in uns die Dankbarkeit wächst und wir vieles nicht als selbstverständlich annehmen, dann wächst auch die Zufriedenheit. Wie können wir alle zu dankbareren Menschen werden? Drei Ideen:
(1) Ich habe mir angewöhnt, mir am Abend bewusst Zeit für einen Tagesrückblick zu nehmen. Jemand hat einmal gesagt, das ist wie die persönliche „Zeit im Bild“. Dann lasse ich meinen Tag wie einen Film vor meinem inneren Auge vorbeilaufen und überlege mir:
- Was waren die Highlights?
- Worüber habe ich mich geärgert?
- Was ist offengeblieben?
- Für welche drei Dinge bin ich besonders dankbar?
Mir hilft das, bewusster auf meinen Alltag zu schauen und dankbar für kleine Dinge zu sein, z.B. dass ich ein gutes Gespräch mit einem Obdachlosen hatte oder mir eine unbekannte Person in der U-Bahn ein Lächeln geschenkt hat.
(2) Eine andere Idee ist, jemanden mit meinem Dank zu überraschen. Geburtstage oder Mutter- und Vatertag sind beliebte Tage, um jemandem Danke zu sagen. Aber wie wäre es, wenn ich jemandem mit meinem Dank überrasche? Einfach ohne einen bestimmten Anlass Danke sagen, für das, was mir diese Person wert ist und für mich tut? So drücke ich mich Wertschätzung aus, denn vieles ist nicht selbstverständlich.
(3) Eine dritte Möglichkeit ist der Sonntag, der Tag der Danksagung. Schon in der Schöpfungsgeschichte ruht Gott nach sechs Tagen Arbeit am siebten Tag, das ist unser Sonntag. Der Sonntag ist zum Glück für die allermeisten ein arbeitsfreier Tag, ein Tag der Familie, ein Tag der Dankbarkeit. Am Sonntag feiern wir Christen die Auferstehung Jesu, indem wir in der Messe das Brot brechen und miteinander teilen, wie es Jesus uns aufgetragen hat. Diese Feier hat passend dazu den Namen „Eucharistie“ bekommen, übersetzt „Danksagung“. Die Messe am Sonntag ist unsere große Danksagung: Wir singen und beten gemeinsam, wir schauen dankbar zurück auf die vergangene Woche und bitten Gott in unseren Anliegen. Der Sonntag ist eine super Möglichkeit, um dankbar zu sein.
Das sind drei Möglichkeiten die mir eingefallen, damit die Dankbarkeit in unserem Leben wachsen kann. Wir werden jetzt das Allerheiligste aussetzen. Die Hostie, die in der Messe gewandelt wurde, wird vor uns sein. Mit Liedern und Gebeten loben wir Gott und in der Stille kann jeder ganz persönlich Dank und Bitten zu Gott bringen.
(Predigt bei der Dankandacht nach der Primiz, 8. Juli 2018, Foto: Fotoclub Sonntag)
Ein Kommentar zu „Drei Möglichkeiten für mehr Dankbarkeit“
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