Liebe Schwestern und Brüder im Glauben!
Als ihr heute in die Kirche hereingekommen seid, ist euch sicher eine Veränderung sofort aufgefallen. Hier in der Mitte hängt an diesem Wochenende ein großes Plakat mit Jesus Christus, dem Auferstandenen. Ich habe diese Darstellung als mein Motiv für die Primiz gewählt.
Die Originalstatue ist aus Holz geschnitzt, acht Meter hoch und ist am Colle Don Bosco in Italien, direkt am Geburtsort Don Boscos. Diese Kirche bedeutet mir viel: Ich bin jedes Jahr mit Jugendgruppen dort und habe dort 2009 mein erstes Ordensversprechen als Salesianer Don Boscos abgelegt.
Was waren eure ersten Gedanken, als ihr die Figur gesehen habt? Die offenen Arme, als ob Jesus dich umarmen wollte; der freundliche Blick, als ob Jesus sagen würde: „Du bist willkommen!“ Oder – das erkennt man erst auf den zweiten Blick – die Wundmale der Nägel, die uns sagen: Jesus ist gestorben und auferstanden. Jesus hat uns erlöst und lebt. Was war dein erster Gedanke beim Hereingehen? Es lohnt sich, diese Darstellung länger zu betrachten: Wie wirkt sie auf mich? Was möchte Jesus Christus mir ganz persönlich sagen? Drei Gedanken ausgehend von dieser Jesus-Darstellung:
(1) Jesus hat ein großes Herz für alle Menschen: Es gibt ja den Spruch: „Diese Person hat ein großes Herz.“ Ein großes Herz steht symbolisch für ein Herz voll Liebe, Hingabe und Sorge um die Mitmenschen. Jesus hatte ein großes Herz. Er hatte ein Herz besonders für die leidenden Menschen, für die Kranken und Ausgestoßenen. Jesus hat selbst das größte Leid durchgemacht und ist aus Liebe am Kreuz gestorben.
Gott hat uns zusagt: Ich habe ein Herz für dich! Das letzte Wort hat nie Leid und Tod, sondern das Leben. Bei dieser Darstellung muss man genau hinschauen, um die Wundmale zu sehen. Die Auferstehung verändert für uns Christen alles. Die Auferstehung Jesu ermöglicht uns einen anderen Blick auf das Leben mit allen Freuden und Sorgen. Dessen sind wir uns oft viel zu wenig bewusst.
(2) Gott empfängt uns immer mit offenen Armen: Wir wissen alle, dass die Körpersprache viel ausdrückt. Wenn jemand sagt: „Du bist herzlich willkommen!“, und dabei die Hände verschränkt und einen ernsten Blick hat, dann glaube ich das nicht. Ganz anders ist die Körpersprache Jesu auf diesem Plakat. Die Botschaft ist klar: „Du bist willkommen!“
Eine Geschichte aus der Bibel, die das unterstreicht, ist die Erzählung vom barmherzigen Vater (vgl. Lukas 15,11-32). Der Sohn verprasst das ganze Erbe und baut viel Mist, und trotzdem: Der Vater nimmt ihn wieder auf, weil er sein Sohn ist. Wir sind alle Kinder Gottes. Bei ihm sind wir immer willkommen, egal was wir getan haben. Gott empfängt uns immer mit offenen Armen.
(3) Die Botschaft Jesu ist eine frohe Botschaft: Mein Primizspruch ist „Dient dem Herrn mit Freude“ (Psalm 100,2). Jesus ist auferstanden und das sollte für uns Christen einen Unterschied machen. Die Auferstehung gibt uns die Hoffnung, dass sich alles Leid bei Gott zum Guten wenden wird. Gott schenkt Erlösung und Heil.
Der Religionskritiker Friedrich Nietzsche (1844-1900) spricht genau das an, wenn er über Christen sagt: „Daß ich an ihren Erlöser glauben lerne: müßten mir seine Jünger [erlöster] aussehen!“ (Also sprach Zarathustra 2. Teil, S. 350). Um glaubwürdig zu sein, sollten wir also erlöster ausschauen, sagt ein Kritiker des Christentums.
Freude meint nicht einfach lustig sein, sondern eine tiefe innere Freude, ein positiver Blick auf das Leben, ein mich geliebt und getragen wissen von Gott und anderen Menschen. Eine solche Freude trägt in so manchen Krisen des Lebens, eine solche Freude verbreitet sich auf andere Menschen.
Meine Lieben! Diese Jesus-Darstellung ist für meinen Glauben wichtig geworden. Mit ihm, dem menschgewordenen Gott, darf ich wie mit einem Freund verbunden sein. Jesus hat uns gezeigt wie Gott ist und was wirkliches Menschsein bedeutet. Amen.
(Predigt über mein Primizbild „Christus, der Auferstandene (geschnitzt)“, Colle Don Bosco/Italien)