Kirchliches Auslandsvolontariat für Jugendliche „Lebensschule“

(c) Viktoria Hofmarcher

Volontariats-Beauftragter der Salesianer Don Boscos, P. Rinderer: Ungebrochenes Interesse für Auslandseinsätze – Synode soll auf „enormes Potenzial“ des Ehrenamtes eingehen

Die Kirche und im Speziellen die Ordensgemeinschaften können jungen Menschen auch heute attraktive Möglichkeiten bieten, um sich ehrenamtlich zu engagieren und weiterzuentwickeln: Das hat P. Peter Rinderer, Zuständiger der Salesianer Don Boscos für die Vorbereitung Jugendlicher für das Auslandsvolontariat beim Verein „Volontariat Bewegt“, im Interview mit „Kathpress“ hervorgehoben. „Der Volontariatseinsatz ermöglicht es, Lernender zu sein und gleichzeitig eigene Talente und Fähigkeiten einzubringen. Jugendlichen Raum und Verantwortung zu geben ist ein Modell mit enormem Potenzial, das auch die Jugendsynode in Rom sehen sollte“, so der heuer am 1. Juli geweihte Ordenspriester.

Das große Interesse Jugendlicher für Volontariate komme nicht von ungefähr, erklärte Rinderer. „Junge Menschen haben viel Idealismus, oft trifft das Sprichwort des ‚Weltverbesserers‘ zu. Sie wollen anpacken und etwas tun, doch braucht es auch den geeigneten Rahmen dafür. Das ist auch der Grund, warum Angebote wie ’72 Stunden ohne Kompromiss‘ so gut funktionieren.“ Immer mehr Ordensgemeinschaften in Österreich – darunter neben den Salesianern Don Boscos u.a. die Don Bosco Schwestern, Steyler Missionare, Jesuiten, Salvatorianer, sowie im kirchlichen Bereich auch Dreikönigsaktion und Caritas – bieten darüber hinaus längere Einsätze mit einer Dauer von bis zu einem Jahr im Ausland an.

Offene Gemeinschaften
Sehr gezielt versuche man bei den beteiligten Orden, den Jugendlichen ein gutes Umfeld für solche Einsätze zu schaffen, verdeutlichte Rinderer anhand seiner Gemeinschaft. „Die Salesianer öffnen den jungen Leuten bewusst ihre Türen. Man hört auf sie, gibt ihnen Möglichkeiten zum Ausprobieren eigener Ideen und damit zur Entfaltung. Gleichzeitig wird viel Wert auf die Gemeinschaft und die kompetente Begleitung in der Vor- und Nachbereitung sowie vor Ort gelegt: Auf gar keinen Fall soll ein junger Mensch alleine gelassen werden.“ Dabei gehe es darum, nicht jungen Menschen etwas vorzuschreiben, sondern als Gesprächspartner präsent zu sein.

Aus Perspektive der Jugendlichen sei das Volontariat eine „Lebensschule“, betonte Rinderer: „Man ist ein Jahr lang weg von Zuhause, in einem völlig neuen Kontext, herausgefordert und manchmal überfordert. Diese Situation hilft beim sich selbst besser Kennenlernen, Dazulernen und bei der Frage: Wofür möchte ich meine Kräfte und Energie einsetzen – in diesem Jahr, aber auch in meinem Leben? Diese starke Erfahrung machen fast alle.“ Viele würden vom Einsatz im Ausland – der bei den Salesianern stets mit Tätigkeiten im Bereich der Pädagogik und Freizeitbetreuung verbunden ist – für ihr Leben lang geprägt. „Das bestätigen auch viele, die schon vor 10, 15 Jahren wieder zurückgekommen sind.“

Schwung mitnehmen
Viele Rückkehrer seien später im pädagogisch-sozialen Bereich tätig, bei anderen sei einfach der Blick geschärft worden – auf die Gesellschaft, das eigene Leben, immer wieder jedoch auch auf das Thema Glaube und Religion. Das intensive Mitleben in der Ordensgemeinschaft, das Arbeiten im Team und der Einsatz für Benachteiligte seien gleichzeitig Erfahrungen von Kirche, betonte Rinderer – „die jeder auf völlig unterschiedliche, kulturell geprägte Weise macht: Der eine mit indischer Färbung, der andere mit afrikanischer“, so der Volontariats-Beauftragte. Manche Freiwillige berichteten von „Gotteserfahrungen“ in den Begegnungen mit den Menschen vor Ort, bei einigen wenigen – wie auch bei Peter Rinderer selbst – entwickle sich daraus eine geistliche Berufung.

Besonders wertvoll für Europa seien „die Begeisterung und der Schwung“, welche Jugendliche aus dem Volontariat in Asien, Afrika oder Lateinamerika mitbrächten, sagte der Ordensmann. Die Kirche wäre gut beraten, dies ernst zu nehmen: „Sie sollte künftig noch mehr Begleitung und Räume bieten, damit diese Erfahrungen auch im Alltag zuhause integriert werden und weiterlaufen können“. So hätten im Salesianerorden ehemalige Volontäre u.a. in Wien Freizeitbetreuung für Migrantenkinder oder Deutschkurse für Flüchtlinge gestartet.

(Erschienen am 29.9.2018 im Sonder-Paket Jugendsynode der Kathpress)