Liebe Schwestern und Brüder im Glauben!
Jesaja hat eine Vision. Er lebte in kriegerischen und gefährlichen Zeiten. Und in diese Zeit hinein formuliert er das, was er in der Vision sieht, wie wir es heute in der Lesung gehört haben. Das Haus Gott in der Mitte auf dem „höchsten der Berge“ (Jesaja 2,2). Alle Völker orientieren sich an ihm, gehen ihm entgegen. Die Vision geht weiter: Gott spricht Recht und es herrscht Frieden. Aus Waffen werden Pflugscharen und Winzermesser (vgl. Jesaja 2,4). Ist das nur eine Utopie aus lang vergangenen Zeiten?
Nein, Jesus lädt uns Tag für Tag ein, an seinem Reich des Friedens und der Gerechtigkeit mitzubauen. Es gibt ja die schöne Geschichte, dass eine Frau im Traum ein Geschäft betritt. Der Verkäufer sagt: „Ich verkaufe Ihnen was Sie wollen!“ Und sie zählt auf: „Dann will ich das Ende aller Kriege, freundlichere und verständnisvollere Menschen, die Beseitigung des Hungers in der Welt und und und“. Da fällt ihr der Verkäufer ins Wort: „Entschuldigen Sie. Sie haben mich falsch verstanden. Wir verkaufen keine Früchte, wir verkaufen den Samen.“
Was ist der Same für so eine Welt, von der Gott träumt und von der wir träumen? Was kann ich beitragen, damit solche Früchte entstehen?
Aus der Jesaja-Lesung greife ich zwei Dinge heraus: Erstens: Jesus im Mittelpunkt. Das Haus Gott in der Mitte auf dem „höchsten der Berge“ (Jesaja 2,2). Ja, auch in meinem Leben stehe ich immer wieder neu vor der Entscheidung, ob ich Jesus in die Mitte meines Lebens stelle. Ich will mich an Jesus orientieren, die Freundschaft mit Jesus pflegen, vor Entscheidungen ihn befragen. Und das zweite: Es ist ein Weg der kleinen Schritte. Besser ist ein Schritt in die richtige Richtung als drei in die falsche. Und der richtige Weg ist der Weg der Liebe, den Jesus uns vorgelebt hat.
Ein Weg der kleinen Schritte bedeutet, auch kleine Erfolge wertzuschätzen – bei mir und bei anderen. Früchte wachsen nicht von heute auf morgen. Damit eine Freundschaft tief wird, braucht es viele kleine Zeichen und Schritte. Damit einer unserer Jugendlichen die HTL Fulpmes erfolgreich schafft, braucht es Geduld und viele kleine Schritte.
Das können zwei Orientierungspunkte für diese Adventzeit sein: Jesus im Mittelpunkt und mit kleinen Schritten vorangehn. Amen.
(2.12.2019, Schülerheim Don Bosco Fulpmes, Live-Übertragung auf Radio Maria Österreich, verwendete Stelle aus der Heiligen Schrift: Jesaja 2,1-5)