Liebe Hörerinnen und Hörer!
Manchmal sagt jemand: „Jetzt habe ich den roten Faden entdeckt!“ Erst in der Rückschau auf die letzten Lebensjahre erkenne ich manche Zusammenhänge. Erst im Nachhinein erkenne ich den roten Faden, der Lebensereignisse verbindet. Das tut dann gut. Ein Zukunftsforscher hat im berühmt gewordenen Artikel „Die Welt nach Corona“ eine solche Rückwärts-Prognose getätigt. Im September 2020 in einem Straßencafé sitzend blickt er auf die Krise zurück. Und das schenkt eine neue Perspektive auf das Leben im hier und jetzt.
Ähnlich ist das für mich bei Jesus. Für die Jünger ist mit dem Tod Jesu eine Welt zusammengebrochen. In seinem Leiden und Sterben einen tieferen Sinn zu erkennen, fällt zuerst schwer. Der rote Faden wird erst mit der Auferstehung sichtbar. Anfangs realisieren die Jünger gar nicht, dass Jesus doch lebt. In der Bibel heißt es, dass ihnen dann die Augen aufgingen (vgl. Lk 24,31).
Wir haben gerade Ostern gefeiert, die Auferstehung Jesu. Hat sich damit etwas verändert? Nichts, könnte jemand rufen. Alles, würden viele Christinnen und Christen sagen. Die Auferstehung Jesu eröffnet uns einen neuen Blick auf das Leben, auch mitten in der Krise. Die Botschaft der Auferstehung wischt die Sorgen und Probleme nicht weg, die wir haben. Die Botschaft der Auferstehung ermöglicht uns aber einen anderen Blick und schenkt Hoffnung: Es werden wieder andere Zeiten kommen!
Im heutigen Evangelium sagt Jesus zu den leicht überforderten Jüngern: „Ihr seid Zeugen der Auferstehung“. Ich stelle mir die Frage, wie jeder von uns, du und ich, angesichts der aktuellen Krise, eine Zeugin, ein Zeuge der Auferstehung sein kann? Ein paar Beispiele kommen im anschließenden Lied vor: Güte schenken, sich für Gerechtigkeit einsetzen, barmherzig sein oder sich um Frieden mühen. Es ist das Lied „Beati voi“ und die Beispiele kommen aus den Seligpreisungen. Bitten wir Gott um seinen Segen, dass er uns helfe als glaubwürdige Zeugen der Auferstehung zu leben.
(Audioimpuls am 16. April 2020, eine Initiative der Seelsorgerinnen und Seelsorger im Stubaital)