Liebe Schwestern und Brüder in Christus!
In den vergangenen Jahren habe ich mehrmals Jugendliche auf die Firmung vorbereitet. Als Einführung in das Thema „Heiliger Geist“ habe ich alte Zeitungen und Magazine ausgeteilt und folgenden Auftrag gegeben: Gestaltet ein Bildplakat zum guten Geist und eines zum schlechten Geist! Die Jugendlichen haben dann fleißig daran gearbeitet und die Plakate wurden wie eine kleine Ausstellung aufgehängt.
Die Ergebnisse waren immer ganz ähnlich. Auf den Plakaten zum guten Geist waren viel Farbe, blühende Natur und Lebensfreude sichtbar. Die Themen dieser Plakate waren Gemeinschaft, Lachen und Hilfsbereitschaft. Das andere vom schlechten Geist war hingegen dunkel und traurig, sichtbar waren Streit und Zerstörung.
Wir feiern heute Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes. In der Lesung haben wir gehört: „Alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt“ (Apostelgeschichte 2,4). Wir bitten darum, dass wir diesen guten Geist neu empfangen. Der Geist Gottes ist der Geist, der Leben schafft, ermöglicht und fördert. Aus der Bibel kennen wir Früchte des Heiligen Geistes wie Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte oder auch Treue (vgl. Galater 5,22). Vor einigen Tagen haben die österreichischen Bischöfe einen Hirtenbrief veröffentlicht, in dem sie in Coronazeiten dem Geist Gottes neue Namen geben: der Geist der Dankbarkeit und Demut, der Geist der Versöhnung und Verbundenheit, der Geist der Aufmerksamkeit und Solidarität, der Geist der Wertschätzung und Lernbereitschaft, der Geist der Achtsamkeit und Entschlossenheit, der Geist der Lebensfreude und der Geduld und der Geist des Vertrauens und der Zuversicht. Wenn wir den guten Geist in uns haben, dann ermutigt und stärkt er uns zu guten Taten.
Wenn wir neu irgendwo sind, zum Beispiel bei Bekannten zu Hause, und wir uns wohl fühlen, dann sagen wir: Hier ist ein guter Geist! Hier fühle ich mich wohl! Wie sehr wünschen wir uns, dass in unseren Familien und Pfarrgemeinden, in unseren Vereinen und in unserem Land so ein guter Geist herrscht. Die Jugendlichen in der Firmvorbereitung hatten ein sensibles Gespür, was dem guten und was dem schlechten Geist entspricht.
Wir feiern alle unseren Geburtstag und wir feiern den Geburtstag Jesu zu Weihnachten. Doch wann ist der Geburtstag der Kirche? Das ist heute! Pfingsten, die Herabkunft des Heiligen Geistes auf Maria und die Freunde und Freundinnen Jesu, gilt als Geburtstag der Kirche. Am Beginn dieser Predigt habe ich zu euch „Liebe Schwestern und Brüder in Christus“ gesagt. Wenn wir bei der Lesung aus den Briefen des Neuen Testaments hören, beginnen sie auch mit „Schwestern und Brüder“. Jesus macht uns zu einer großen Familie. Wir sind die Familie Gottes auf Erden, durch Jesus sind wir Schwestern und Brüder füreinander. Heute feiern wir den Geburtstag der Kirche.
So wie man über die eigene Familie manchmal jammert, wird auch über die Kirche, die Familie Gottes, nicht selten gejammert. Ich denke, uns allen geht es da gleich: Meine Familie ist nicht perfekt, doch ich mag sie – es ist meine Familie! Gleich ist es mit der Kirche, der Familie Gottes auf Erden. Sie ist nicht perfekt, doch ich mag sie! In der Familie leistet jeder einen kleinen Beitrag, dass sie ein Ort bleibt, an dem sich jeder wohlfühlt. Auch in der Kirche kommt es auf den Beitrag von jedem Einzelnen von uns an, dass sie ein Ort bleibt, an dem sich jeder wohl und angenommen fühlt.
Bitten wir den Geist Gottes, dass er die Kirche und alle unsere Familien neu erfüllt mit seinem guten Geist. Komm Heiliger Geist! Komm guter Geist! Amen.
(31.5.2020, Pfingsten in der Pfarrkirche Fulpmes, verwendete Stelle aus der Heiligen Schrift: Apostelgeschichte 2,1-11, Johannes 20,19-23)