Nicht Vertrag, sondern VERTRAUEN

Nicht Vertrag, sondern Vertrauen

Schwestern und Brüder im Glauben! Jeder von uns hat wahrscheinlich schon viele Verträge geschlossen, zum Beispiel einen Kaufvertrag, Mietvertrag oder Versicherungsvertrag. Wir sagen dann zueinander: „Hast du das Kleingedruckte eh gelesen?“ Irgendwie ist der Vorbehalt da, dass man vom Vertragspartner über den Tisch gezogen werden könnte: „Da könnte ja noch irgendein Kniff dabei sein!“ Erst wenn eine möglichst 100-prozentige Sicherheit da ist, dann unterschreiben wir.

Es ist zwar kein Vertrag, den Maria unterschrieben hat, sie hat aber eine große Zusage gemacht. Der Engel Gabriel kommt zu Maria mit den Worten: „Du wirst ein Kind empfangen“ und „Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden“. Das ist eine riesige und einzigartige Anfrage.

Maria müssen in diesem Moment viele Gedanken durch den Kopf gegangen sein. Ausgedrückt wird diese Verwirrung mit der Rückfrage: „Wie soll das geschehen?“ Dann kommt in gewisser Weise das Kleingedruckte: „Der Heilige Geist wird über die kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten“ und so weiter. Der Engel Gabriel endet mit: „Für Gott ist nichts unmöglich.“ Gott als Vertragspartner ist also anders.

Gerade hier wird deutlich, dass der Vergleich mit einem Vertrag so nicht stimmt und sehr hinkt. Ein Vertrag wird normalerweise geschlossen, um zwischen zwei Seiten, die sich vielleicht gar nicht kennen, Sicherheit und Klarheit zu schaffen. Die andere Seite ist meistens ein distanzierter Geschäftspartner.

Mit Gott und in Freundschaften zwischen Menschen ist es anders. Die entscheidende Zutat ist VERTRAUEN. Maria hat auf Gott vertraut, ohne wirklich das Kleingedruckte zu kennen. Sie hat auf Gott vertraut, ohne zu wissen, was genau auf sie zukommt. Denn sie hat die Erfahrung gemacht: Gott ist treu. Maria kannte sicherlich viele Geschichten des Volkes Israels, die von Gottes Treue sprechen.

Eine davon haben wir in der heutigen Lesung mit dem Propheten Natan gehört: „Ich bin überall mit David gewesen, wohin er auch gegangen ist.“ David hat in seinem Leben viele und große Fehler gemacht, und trotzdem: Gott ist mit ihm gegangen. Gott geht auch mit uns mit – was für eine wunderbare Zusage. In der Lesung hieß es weiter: „Ich verschaffe dir Ruhe vor allen deinen Feinden.“ Ich als Mensch habe zwar nicht alles im Griff, doch ich vertraue darauf, dass Gott mich nicht enttäuscht. Gott ist treu. Gott geht mit mir mit.

Marias „Mir geschehe“ ist quasi die Unterschrift auf die Anfrage, Mutter des Gottessohnes zu werden. „Mir geschehe“: eine einfache, und zugleich große Aussage. Maria hat dies im Vertrauen auf Gott gesagt.

Liebe Gottesdienstgemeinde! Gott will den Weg auch mit uns gehen. Er drängt uns aber nichts auf, er hat uns die volle Freiheit gegeben. Gott wartet geduldig auf unsere Antwort, auf das ganz persönliche „Mir geschehe.“ Vielleicht ist „Mir geschehe“ nicht Ihre Wortwahl. Ich lade Sie ein zu überlegen, wie Sie ganz persönlich Gott Ihr Vertrauen ausdrücken.

Wir feiern jetzt Eucharistie, in der Gott die Gaben Brot und Wein verwandelt. Ich lade Sie ein, in der Messe ihr ganz persönliches „Mir geschehe“ an Gott auszudrücken. Gott ist treu. Gott will auch uns beschenken und verwandeln. Amen.

(Vierter Adventsonntag B, 24.12.2017, die verwendeten Stellen aus der Heiligen Schrift: 2 Samuel 7, 1-5.8b-12.14a.16; Lukas 1,26-38)